Logo Betreuungsstuben

Einrichtungskonzept der Betreuungsstuben®

Eine Mitarbeiterin der Tagespflege legt den Arm herzlich lachend um die Schultern einer Klientin der Betreuungsstuben.

Grundhaltung

Nach dem Modell des Psychologen Tom Kitwood können die Auswirkungen von gerontopsychiatrischen Krankheiten abgeschwächt werden, wenn nicht die Krankheit, sondern der Mensch im Mittelpunkt aller Bemühungen steht. Aus diesem Grund sind der Erhalt und die Stärkung der Identität unserer Tagespflegegäste das oberste Ziel. In den Betreuungsstuben® werden grundlegende Bedürfnisse, wie Halt, Nähe, Zugehörigkeit, Trost sowie Geborgenheit, im Pflege- und Therapieprozess wahrgenommen. Das aus dieser Einstellung resultierenden Verständnis umschließt die Persönlichkeit (prämorbid), Lebensgeschichte (Biografie), den Gesundheitszustand, die Lebensqualität und das soziale Umfeld. Ein empathischer Umgang voller Respekt und Herzlichkeit geht jeder Individualisierung voraus.

„Ein Mensch ist manchmal wie verwandelt,
sobald man menschlich ihn behandelt.“

Zielgruppe

Die Betreuungsstuben® stehen für Herzlichkeit, Empathie, Leidenschaft für den Pflegeberuf und das Streben nach einer wissenschaftlichen, therapeutischen Basis. Insbesondere, aber nicht ausschließlich, begleiten wir durch unser spezialisiertes Einrichtungskonzept Menschen mit neurologischen (Morbus Alzheimer, Parkinson-Syndrom) und psychiatrischen (Einsamkeit, Depression) Krankheiten im höheren Lebensalter, die noch in den eigenen vier Wänden leben, beziehungsweise am Abend nach einem Aufenthalt in der Tagespflege wieder nach Hause zurückkehren.
Sympathische Mitarbeiterin der GADV Tagespflegen

Multiprofessionelles Team

Um eine würdevolle, fördernde Pflege und liebevolle Betreuung in unseren Tagespflegen sicherzustellen, ziehen verschiedene Berufsgruppen an einem Strang:

  • Gerontopsychiatrisches Pflegepersonal betreut und aktiviert unsere Tagespflegegäste, unterstützt bei der Grund- und Behandlungspflege und ist Ansprechpartner bei Anliegen jeglicher Art.
  • Therapeutische Fachkräfte (für Ergo-, Physio-, Musik-, Sprach- und Schlucktherapie) behandeln entweder auf ärztliche Verordnung in Einzel- oder Gruppensitzungen oder unterstützen unsere Betreuungskräfte bei Beschäftigungs- und Freizeitangeboten für unsere Tagespflegegäste.
  • Pflegeberaterinnen und Pflegeberater halten pflegende Angehörige informiert und stellen die Schnittstelle zu unserem häuslichen Pflege- und Betreuungsdienst sicher.
  • Gemeinsam, im fachübergreifenden Austausch, werden relevante Informationen gesammelt, unterschiedliche Perspektiven beleuchtet und individuelle Versorgungspläne erarbeitet.

Multimodales Konzept

Unser Einrichtungskonzept versteht sich als nicht-medikamentöse Mehrkomponententherapie, welche die Förderung motorischer, kognitiver, sozialer und alltagspraktischer Fähigkeiten mit der Biografie des Einzelnen verbindet und sich positiver, dynamischer Prozesse in der Gruppe bedient.

Einhergehend mit dem Ziel, dass sich unsere Tagespflegegäste wohl fühlen und einen unbeschwerten Aufenthalt genießen, sollen durch gezielte Therapien krankheitsbedingte Einschränkungen kompensiert werden.

Milieutherapie

Je stärker Menschen von neurologischen oder psychiatrischen Krankheiten, wie etwa durch eine fortschreitende Demenz, dem Parkinson-Syndrom oder einer (Alters-)Depression, betroffen sind, desto weniger sind sie in der Lage, sich ihrer Umwelt anzupassen. Deshalb wird der Grundgedanke der Milieutherapie, dass sich Gewohntes positiv auf die Entstehung, den Verlauf und die Heilung von Krankheiten auswirkt, in den Betreuungsstuben® auf unterschiedlichen Ebenen aufgegriffen.

Der milieutherapeutische Ansatz ist ähnlich zum Begriff des „Normalitätsprinzip“, das insbesondere von Erwin Böhm durch sein psychobiografisches Pflegemodell geprägt wurde. Beiden Ansätzen liegt die Annahme zugrunde, dass jeder Mensch (geprägt durch seine Sozialisation, Kultur und Erfahrungen) eine persönliche Lebensform entwickelt, aus der sich sein Bild von einem „normalen“ Verhalten und Handeln ergibt, zum Beispiel:

  • wie man mit Mitmenschen in Beziehung tritt
  • wie und womit man sich beschäftigt
  • wie und was man isst
  • wie man sich kleidet
  • worin man den Sinn des Lebens sieht.

Räumlich-dingliche Ebene

In unseren Tagespflegen befassen wir uns intensiv mit der Biografie der uns anvertrauten Menschen. Aus diesem Grund wird auch die räumliche Gestaltung unserer Einrichtung als Milieu verstanden, das auf die kognitiven Veränderungen der älteren Menschen, sowie deren Auswirkungen auf das Zusammenleben, eingehen sollte.

Ein wichtiger Aspekt ist hierbei die Klärung der Raumbedürfnisse:

  • ein angenehmes und generationsbewusstes Raumklima,
  • Unterstützung der räumlichen und zeitlichen Orientierung,
  • sowie Rückzugsmöglichkeiten.

Da Umweltgestaltung und Emotionen in Wechselwirkung stehen, sollte jeder Tagespflegegast in den Betreuungsstuben® seinen optimalen Bereich finden, der ein hohes Maß an Sicherheit und Autonomie vermittelt. Unterstützend wirkt hierbei der Einsatz von liebevollen Einrichtungsdetails, wie etwa eine jahreszeitliche Dekoration oder frische Schnittblumen auf den Tischen, damit die Räumlichkeiten keinen sterilen Charakter aufweisen und nicht an ein Krankenhaus oder Altenpflegeheim erinnern.

Grundsatz
Kein Verbund mit einer vollstationären Pflegeeinrichtung
Architektur
  • Einfache Gebäudestruktur
  • Große Fenster, helle Räume
  • Garten mit Terrasse
Innenarchitektur
  • Generationsbewusste Einrichtung mit Antiquitäten (Bauernschrank, Sekretär, Ottomane) und biografische Highlights (Bilder, Deko-Objekte)
  • Spezifische Zimmeraufteilung (Küche, Wohnzimmer, Schlafstube)
  • Farbleitsysteme und Wegweiser
  • Verzicht auf kontrastreiche, grelle und spiegelnde Flächen
  • Optimale Ausleuchtung

Tagesstruktur

Das Altern ist ein allmählicher, kontinuierlicher Prozess, der mit natürlichen Veränderungen einhergeht. Doch können bereits im mittleren Lebensalter, beispielsweise als Symptom einer Demenzerkrankung, Alterserscheinungen auftreten, die sich in einer Störung der Orientierung, einer Abnahme der Gedächtnisleistung oder starken Gefühlsschwankungen äußern.

Insbesondere im Hinblick auf Wahrnehmungsveränderungen, wie etwa der

  • zeitlichen Orientierung,
  • örtlichen Orientierung,
  • situativen Orientierung und
  • Orientierung zur Person,

fordert die Milieutherapie eine angepasste Tagesstruktur, die auf feste Zeiten und gewohnte Abläufe setzt.

Für jeden Tagespflegegast wird daher im Sinne der Milieutherapie ein individueller Maßnahmenplan erarbeitet, der einerseits dem Bedürfnis nach Sicherheit und Orientierung, andererseits den persönlichen Vorlieben und der Möglichkeit, spontane Wünsche im Tagesablauf zu berücksichtigen, Sorge trägt.

Gemäß dem Prinzip, dass unsere Tagespflegegäste die Zeit in den Betreuungsstuben® bestmöglich einordnen, vorhersagen und kontrollieren können, sind folgende Beispiele zu nennen:

  • Die Essen-, Aktivitäts- und Ruhezeiten werden rechtzeitig angekündigt.
  • An exponierten Stellen finden sich Kalender und Uhren mit analogem Ziffernblatt.
  • Tages- und Wochenpläne werden gut lesbar am „Schwarzen Brett“ bekannt gegeben.


Auch bei der Speiseplangestaltung
findet entsprechend einer individuellen Essbiografie die jahreszeitliche Orientierung und der regionale Bezug Beachtung. Kulinarische Highlights, wie das Kirschenmännchen (fränkisch: Kirschmännla) oder Saure Zipfel, regen nicht nur den Hunger an, sondern wecken in vielen Fällen schöne Erinnerungen an die Kindheit oder das junge Erwachsenenalter.
 

Soziale Ebene

Bei der Anpassung des sozialen Milieus nimmt die Gestaltung einer vertrauensvollen Beziehung zwischen dem Tagespflegegast und unserem Personal, aber auch den Tagespflegegästen untereinander eine übergeordnete Rolle ein.

Unser Pflege- und Therapieleitbild älteren und kranken Menschen mit Respekt, Empathie und Wertschätzung zu begegnen, versteht sich als Grundhaltung der Betreuungsstuben®.

Vertrauensgestaltende Maßnahmen des Betreuungsstuben®-Personals:
Visuell
  • Nutzen von Mimik und Gestik
  • Augenkontakt
  • Zivile Dienstkleidung (keine Kittel)
  • Tragen von Namensschildern
  • Entspannter Gehstil (nicht Hetzen)
Auditiv
  • Ruhige Kommunikation, auch unter Kolleginnen und Kollegen
  • Klare, leicht verständliche Sprache (Lautstärke an Hörvermögen anpassen)
  • Türen leise öffnen und schließen
Olfaktorisch
  • Parfümnote über längere Zeit beibehalten
Taktil
  • Emotionale Berührungen (an Händen und Armen)

Ein weiteres Element des sozialen Milieus ist die Gruppe, das Zusammensein und -wirken von mehreren Tagespflegegästen. Durch unterschiedliche Bedürfnislagen erfolgt die Gruppenaufteilung in den Betreuungsstuben® deshalb anhand von 2 Faktoren: Gruppengröße und Gruppenhomogenität.

Um Stressoren für unsere Tagespflegegäste zu reduzieren, wird die Teilnehmerzahl bei Aktivitäten in Abhängigkeit von den individuellen Anforderungen reduziert oder erweitert. Die Homogenität ist ebenfalls relevant, wenn Aufmerksamkeits- und Konzentrationsfähigkeit vorausgesetzt werden oder dissoziales („auffallendes“) Verhalten die Gruppe stören könnte. Folglich werden Aktivitäten zum Beispiel speziell für rüstige Seniorinnen und Senioren oder dementiell veränderte Tagespflegegäste geplant. Im Gegensatz dazu ist eine körperliche Behinderung kein Differenzierungsmerkmal, lediglich mit der Aufgabe des Pflege- und Therapiepersonals verbunden, den Zugang zur Aktivität zu erleichtern.

Auch in Situationen, in denen eine Unterteilung in kleinere Gruppen nicht ohne weiteres möglich ist, wie etwa bei der gemeinsamen Einnahme des Frühstücks oder Mittagessens, werden Maßnahmen getroffen, die einen ähnlichen Effekt haben. In diesem Zusammenhang ist zum Beispiel eine bewusste Sitzordnung zu nennen, die Sympathien (und Antipathien) gegenüber dem Sitznachbarn berücksichtigt und eine angenehme Kommunikation (auch körperliche Einschränkungen, wie etwa die Hörfähigkeit) zwischen den Tagespflegegästen ermöglicht.

Dauerhafte Bezugspersonen beim Personal, ungeachtet der Qualifikation (Pflege, Betreuung oder Therapie), erzeugen ebenfalls das Gefühl von Sicherheit. In den Betreuungsstuben® wird nach dem System der Bezugspflege gearbeitet, d.h. für eine bestimmte Anzahl von Tagespflegegästen ein fester Personalpool zuständig ist, der nur in Ausnahmefällen variiert. Somit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit deutlich, dass die Gesprächsbereitschaft, die unser Tagespflege-Team signalisiert, auch wirklich angenommen, Vertrauen aufgebaut und eine positive Beziehungsgestaltung erzielt wird. Da die verbale Kommunikation oft eingeschränkt ist, wird das Team der Betreuungsstuben® geschult, auch auf nonverbale Signale, Schweigen, aggressives Verhalten oder eine plötzliche bzw. schleichende Veränderung des Allgemeinbefindens zu reagieren.

Aktivierendes Ballspiel mit einem großen Tuch in den Tagespflegen
Ein Klient der GADV bei handwerklichen, feinmotorischen Übungen an einem Werkstück aus Holz.

Beschäftigungs- und Aktivierungstherapie

In unserer Tagespflege wird den Seniorinnen und Senioren eine Vielzahl an Aktivitäten geboten. Das Rahmenprogramm hat System und folgt immer dem Grundsatz: Freude und Unterhaltung in heiterer Gesellschaft mit therapeutischem Nutzen.
Klassiker der Betreuungsstuben®
Bei der Auswahl und Zusammensetzung der Aktivitäten ist Abwechslung von großer Bedeutung. Einerseits wird die Bereitschaft der Tagespflegegäste für eine Teilnahme am Beschäftigungsprogramm erhöht, es entsteht also keine Langeweile, andererseits ein Ausgleich zwischen der Förderung der verschiedenen Fähigkeitsbereiche (motorisch, kognitiv und alltagspraktisch) hergestellt.
  • Motorische Aktivitäten:
    • Steckspiele
    • Gymnastik mit Igelbällen
    • Boccia
  • Kognitive Aktivitäten:
    • Gedächtnistraining
    • 10-Minuten-Aktivierung
    • Biografische Gespräche
  • Alltagspraktische Aktivitäten:
    • Gemüse schälen und schneiden
    • Handtücher zusammenlegen
    • Beete gießen und Kräuter ernten

In den Aktivitätsphasen werden so „spielerisch“ Herausforderungen bewältigt, die die
  • Autonomie- und Entscheidungsfähigkeit unterstützen,
  • Erfolge vermitteln,
  • Selbstvertrauen schaffen,
  • die Kommunikation fördern,
  • Lebensfreude erhalten und
zu einer gesunden Erschöpfung am Abend nach einem Besuch in den Betreuungsstuben® beitragen. Oft leiden Menschen mit Demenz an einer Störung des Tages-Nacht-Rhythmus, der durch einen fördernden und fordernden Aufenthalt in unserer Tagespflege somit positiv beeinflusst werden kann.
weiterlesen Weniger anzeigen
Haben wir mit dem Konzept der Betreuungsstuben® Ihr Interesse geweckt? Dann lesen Sie gerne mehr zum Thema unter

Es tut uns leid ...

… die Seite befindet sich im Aufbau. Kontaktieren Sie uns gerne, wenn Sie zu diesem Thema mehr erfahren möchten.

Wir helfen
Ihnen gerne weiter!

Pflegegradrechner

Sie sind sich unsicher, ob der bestehende Pflegegrad der passende ist oder möchten ermitteln, auf welchen Pflegegrad Sie Anspruch haben? Mit unserem Pflegegradrechner erhalten Sie schnell eine erste Antwort.

Sie benötigen Unterstützung bei der Kostenerstattung?

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns!