Nach dem Modell des Psychologen Tom Kitwood können die Auswirkungen von gerontopsychiatrischen Krankheiten abgeschwächt werden, wenn nicht die Krankheit, sondern der Mensch im Mittelpunkt aller Bemühungen steht. Aus diesem Grund sind der Erhalt und die Stärkung der Identität unserer Tagespflegegäste das oberste Ziel. In den Betreuungsstuben® werden grundlegende Bedürfnisse, wie Halt, Nähe, Zugehörigkeit, Trost sowie Geborgenheit, im Pflege- und Therapieprozess wahrgenommen. Das aus dieser Einstellung resultierenden Verständnis umschließt die Persönlichkeit (prämorbid), Lebensgeschichte (Biografie), den Gesundheitszustand, die Lebensqualität und das soziale Umfeld. Ein empathischer Umgang voller Respekt und Herzlichkeit geht jeder Individualisierung voraus.
„Ein Mensch ist manchmal wie verwandelt,
sobald man menschlich ihn behandelt.“Eugen Roth (deutscher Lyriker)
Um eine würdevolle, fördernde Pflege und liebevolle Betreuung in unseren Tagespflegen sicherzustellen, ziehen verschiedene Berufsgruppen an einem Strang:
Unser Einrichtungskonzept versteht sich als nicht-medikamentöse Mehrkomponententherapie, welche die Förderung motorischer, kognitiver, sozialer und alltagspraktischer Fähigkeiten mit der Biografie des Einzelnen verbindet und sich positiver, dynamischer Prozesse in der Gruppe bedient.
Einhergehend mit dem Ziel, dass sich unsere Tagespflegegäste wohl fühlen und einen unbeschwerten Aufenthalt genießen, sollen durch gezielte Therapien krankheitsbedingte Einschränkungen kompensiert werden.
Je stärker Menschen von neurologischen oder psychiatrischen Krankheiten, wie etwa durch eine fortschreitende Demenz, dem Parkinson-Syndrom oder einer (Alters-)Depression, betroffen sind, desto weniger sind sie in der Lage, sich ihrer Umwelt anzupassen. Deshalb wird der Grundgedanke der Milieutherapie, dass sich Gewohntes positiv auf die Entstehung, den Verlauf und die Heilung von Krankheiten auswirkt, in den Betreuungsstuben® auf unterschiedlichen Ebenen aufgegriffen.
Der milieutherapeutische Ansatz ist ähnlich zum Begriff des „Normalitätsprinzip“, das insbesondere von Erwin Böhm durch sein psychobiografisches Pflegemodell geprägt wurde. Beiden Ansätzen liegt die Annahme zugrunde, dass jeder Mensch (geprägt durch seine Sozialisation, Kultur und Erfahrungen) eine persönliche Lebensform entwickelt, aus der sich sein Bild von einem „normalen“ Verhalten und Handeln ergibt, zum Beispiel:
In unseren Tagespflegen befassen wir uns intensiv mit der Biografie der uns anvertrauten Menschen. Aus diesem Grund wird auch die räumliche Gestaltung unserer Einrichtung als Milieu verstanden, das auf die kognitiven Veränderungen der älteren Menschen, sowie deren Auswirkungen auf das Zusammenleben, eingehen sollte.
Ein wichtiger Aspekt ist hierbei die Klärung der Raumbedürfnisse:
Da Umweltgestaltung und Emotionen in Wechselwirkung stehen, sollte jeder Tagespflegegast in den Betreuungsstuben® seinen optimalen Bereich finden, der ein hohes Maß an Sicherheit und Autonomie vermittelt. Unterstützend wirkt hierbei der Einsatz von liebevollen Einrichtungsdetails, wie etwa eine jahreszeitliche Dekoration oder frische Schnittblumen auf den Tischen, damit die Räumlichkeiten keinen sterilen Charakter aufweisen und nicht an ein Krankenhaus oder Altenpflegeheim erinnern.
Das Altern ist ein allmählicher, kontinuierlicher Prozess, der mit natürlichen Veränderungen einhergeht. Doch können bereits im mittleren Lebensalter, beispielsweise als Symptom einer Demenzerkrankung, Alterserscheinungen auftreten, die sich in einer Störung der Orientierung, einer Abnahme der Gedächtnisleistung oder starken Gefühlsschwankungen äußern.
Insbesondere im Hinblick auf Wahrnehmungsveränderungen, wie etwa der
fordert die Milieutherapie eine angepasste Tagesstruktur, die auf feste Zeiten und gewohnte Abläufe setzt.
Für jeden Tagespflegegast wird daher im Sinne der Milieutherapie ein individueller Maßnahmenplan erarbeitet, der einerseits dem Bedürfnis nach Sicherheit und Orientierung, andererseits den persönlichen Vorlieben und der Möglichkeit, spontane Wünsche im Tagesablauf zu berücksichtigen, Sorge trägt.
Gemäß dem Prinzip, dass unsere Tagespflegegäste die Zeit in den Betreuungsstuben® bestmöglich einordnen, vorhersagen und kontrollieren können, sind folgende Beispiele zu nennen:
Auch bei der Speiseplangestaltung findet entsprechend einer individuellen Essbiografie die jahreszeitliche Orientierung und der regionale Bezug Beachtung. Kulinarische Highlights, wie das Kirschenmännchen (fränkisch: Kirschmännla) oder Saure Zipfel, regen nicht nur den Hunger an, sondern wecken in vielen Fällen schöne Erinnerungen an die Kindheit oder das junge Erwachsenenalter.
Bei der Anpassung des sozialen Milieus nimmt die Gestaltung einer vertrauensvollen Beziehung zwischen dem Tagespflegegast und unserem Personal, aber auch den Tagespflegegästen untereinander eine übergeordnete Rolle ein.
Unser Pflege- und Therapieleitbild älteren und kranken Menschen mit Respekt, Empathie und Wertschätzung zu begegnen, versteht sich als Grundhaltung der Betreuungsstuben®.
Ein weiteres Element des sozialen Milieus ist die Gruppe, das Zusammensein und -wirken von mehreren Tagespflegegästen. Durch unterschiedliche Bedürfnislagen erfolgt die Gruppenaufteilung in den Betreuungsstuben® deshalb anhand von 2 Faktoren: Gruppengröße und Gruppenhomogenität.
Um Stressoren für unsere Tagespflegegäste zu reduzieren, wird die Teilnehmerzahl bei Aktivitäten in Abhängigkeit von den individuellen Anforderungen reduziert oder erweitert. Die Homogenität ist ebenfalls relevant, wenn Aufmerksamkeits- und Konzentrationsfähigkeit vorausgesetzt werden oder dissoziales („auffallendes“) Verhalten die Gruppe stören könnte. Folglich werden Aktivitäten zum Beispiel speziell für rüstige Seniorinnen und Senioren oder dementiell veränderte Tagespflegegäste geplant. Im Gegensatz dazu ist eine körperliche Behinderung kein Differenzierungsmerkmal, lediglich mit der Aufgabe des Pflege- und Therapiepersonals verbunden, den Zugang zur Aktivität zu erleichtern.
Auch in Situationen, in denen eine Unterteilung in kleinere Gruppen nicht ohne weiteres möglich ist, wie etwa bei der gemeinsamen Einnahme des Frühstücks oder Mittagessens, werden Maßnahmen getroffen, die einen ähnlichen Effekt haben. In diesem Zusammenhang ist zum Beispiel eine bewusste Sitzordnung zu nennen, die Sympathien (und Antipathien) gegenüber dem Sitznachbarn berücksichtigt und eine angenehme Kommunikation (auch körperliche Einschränkungen, wie etwa die Hörfähigkeit) zwischen den Tagespflegegästen ermöglicht.
Dauerhafte Bezugspersonen beim Personal, ungeachtet der Qualifikation (Pflege, Betreuung oder Therapie), erzeugen ebenfalls das Gefühl von Sicherheit. In den Betreuungsstuben® wird nach dem System der Bezugspflege gearbeitet, d.h. für eine bestimmte Anzahl von Tagespflegegästen ein fester Personalpool zuständig ist, der nur in Ausnahmefällen variiert. Somit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit deutlich, dass die Gesprächsbereitschaft, die unser Tagespflege-Team signalisiert, auch wirklich angenommen, Vertrauen aufgebaut und eine positive Beziehungsgestaltung erzielt wird. Da die verbale Kommunikation oft eingeschränkt ist, wird das Team der Betreuungsstuben® geschult, auch auf nonverbale Signale, Schweigen, aggressives Verhalten oder eine plötzliche bzw. schleichende Veränderung des Allgemeinbefindens zu reagieren.
Gesellschaft für ambulante Demenzversorgung (kurz: GADV)
Sie haben Fragen oder wünschen eine Beratung?
Kontaktieren Sie uns gerne unter 0911-70100790 (Zentrale) oder per E-Mail an info@g-adv.de.
Wir freuen uns, von Ihnen zu hören!
Adresse
Gesellschaft für ambulante Demenzversorgung mbH
In der Lohe 26 | 90765 Fürth
Folgen Sie uns!
Sie müssen den Inhalt von reCAPTCHA laden, um das Formular abzuschicken. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten mit Drittanbietern ausgetauscht werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Google Maps. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen